Wut und Verständnis. Wie wenn ein Kind eine wertvolle Sache unbeabsichtigt kaputt gemacht hat und man deshalb wütend ist und gleichzeitig Verständnis dafür hat, weil es ja nur ein Kind ist und das nicht mit Absicht getan hat. So fühle ich mich gerade mir selbst gegenüber. Wütend über die Dinge, die ich falsch mache und Verständnis, weil auch ich nur ein Mensch bin, der seine Fehler hat. Warum nur mache ich immer die gleichen? Ich weiß, was mir guttut, ich weiß, was ich zu tun habe und doch sabotiere ich mich allzu oft selbst. Bin nicht konsequent in meinen Entscheidungen, lasse mich immer wieder von meinen alten Programmen übernehmen und beobachte mich dabei, wie ich mir damit schade. Verzweiflung und Angst sind die Konsequenzen. Angst davor, mir etwas zu verbauen, mir selbst Steine in den Weg zu legen, die nicht da sein müssten. Angst, einfach alles zu vermasseln und mein Leben zu verschwenden. Angst davor, die Dinge, die mir wichtig sind, zu vernachlässigen, Menschen, die mir wichtig sind, zu enttäuschen. Mich selbst zu enttäuschen. Ich habe so große und schöne Visionen, die durch die Angst betrachtet in weiter Ferne liegen. Ich habe immer gerne Verantwortungen übernommen, oft auch unzulässigerweise für Umstände, für die ich keine Verantwortung tragen kann. Wollte mich dadurch entwickeln und vertraute dem Prozess. Dann wieder die Angst, Angst mich selbst zu täuschen und am Ende überfordert zu sein und nichts geschieht. Ich trete wieder nur auf der Stelle. Ich sehe den Fortschritt, zufrieden bin ich dennoch nicht. Ebenso wenig bin ich wirklich in Frieden, mit dem, was ist. Ich sage es mir zwar, bemühe mich, ihn wahrhaftig zu spüren und in manchen Momenten ist er auch da. Dann wieder nicht, nicht wahrnehmbar. Nur Verwirrung, Angst und Ohnmacht. Die Motivation reicht dann gerade dazu, liegenzubleiben und mich berieseln zu lassen. Ein Kreislauf, der mich zur Verzweiflung bringt. Und wieder habe ich mich daraus hervorgeholt. Spüre die Verbindung zu dem ICH BIN, bin voller Zuversicht und fühle mich stark, machtvoll. Und schon wieder eine Klatsche. Kann mich selbst nicht beherrschen, gebe nach und … wieder auf dem Boden. Aufstehen, weitermachen, beim nächsten Mal schaffe ich es, komme immer ein Stückchen weiter als zuvor. Es ist anstrengend. Frage mich, was mein Leben mir bringt, was mein Leben mir sagen möchte. Sterben? Niemals würde ich mir selbst etwas antun, das mein Leben abrupt beenden würde. Doch der Frieden, der mit dem Tod einhergeht, hat schon früher eine gewisse Anziehung auf mich ausgeübt. So oft wurde ich mit dem Tod bereits konfrontiert und er ist gut, er ist kein Feind, er ist einfach ein Teil des Spiels, solange er noch gebraucht wird. Doch für mich ist es bei Weitem noch nicht an der Zeit, vielleicht sogar nie wieder? Kommt darauf an, inwieweit ich mich aus meiner Illusion befreien kann. Es ist teilweise nur zum Lachen. In einem Moment so viel zu sehen und im anderen wieder nichts. So viel zu wissen und dann doch wieder nichts. So viel zu sein und dann … wieder nichts. Alles, einfach alles, was es gibt, was es je gegeben hat und geben wird, bin ICH. ICH BIN, in dir ebenso wie in mir. Bin behütet und beschützt auf meinem Weg des Lebens. Alles ist da, ich brauche nur darum bitten, demütig sein und empfangen. Aber diese Wand, die keine ist. Dieser Nebel, der mir die Sicht versperrt, meine Orientierung stört und mich klein fühlen lässt. Belanglos, ohne Auswirkungen auf die Welt oder gar mein eigenes Leben. Dann ist da die Sonne, erfüllt mich mit Liebe und Dankbarkeit. Dieses Hin und Her … teilweise sehr frustrierend, teilweise einfach als Teil des Prozesses dankend annehmbar. Wie lange brauche ich das noch? Was möchte ich mir selbst dadurch zeigen? Welche Lektion steckt dahinter, die ich jetzt noch nicht erkenne?
Dann kommt eine Antwort, die richtige? Solange ich glaube allein zu sein und etwas tun zu müssen. Ich muss hier und ich muss da etwas verändern. Kann nicht zufrieden sein mit dem, was bereits
ist. Suche immer nach etwas, das ich besser machen kann, etwas, das mich näher an meine Idealvorstellung bringen kann und mir selbst dann doch nicht gerecht werde. Die Vorstellung hat immer das
Potenzial besser zu sein als das, was ist. Ich darf lernen, dort anzukommen, wo ich bin. Mich in meiner Unzulänglichkeit akzeptieren und das tun, was ich kann und möchte. Nicht das, was ich
sollte, was ich selbst oder andere von mir erwarten. Für mich eine große Herausforderung, suche ich doch immer nach etwas, das man verbessern kann, nach etwas, das meinem hohen Ideal und meiner
Vorstellung eines „guten/ perfekten“ Lebens entspricht. Der Perfektionismus … die Vollkommenheit. Ich bin vollkommen unvollkommen und das ist der Mensch an sich. Wann lerne ich, diesen
Umstand anzunehmen? Ich denke bei dem Prozess nicht länger am Anfang zu stehen und doch hat er noch große Auswirkungen auf mich. Dabei habe ich schon zu einem Teil das Soll losgelassen und fange
an mich führen zu lassen. Doch beobachte ich immer und immer wieder Verhalten, das ich ablegen möchte. Das hat doch nichts mit Perfektionismus zu tun, oder? Ich möchte mir nur nicht länger selbst
damit schaden. Ich erwarte ja nicht, dass ich alles ablege und sogleich meiner Vorstellung entspreche, doch ein gewisses Maß zu erreichen, das wünsche ich mir schon. Ist das verkehrt? Nein, das
ist Fortschritt, ist Entwicklung. Evolution ist ein Grundgesetz unserer Existenz, es geht immer weiter voran, ob bewusst oder unbewusst. Doch das Maß. Das ist, denke ich, der Schlüssel zu vielem
in meinem Leben. Ich springe gerne von einem Extrem in das andere, anstatt nach Balance, nach Ausgewogenheit zu streben.
Genau das soll mein Motto für das Jahr 2024 sein.
Balance durch das richtige Maß.
Kommentar schreiben